In der kalten Jahreszeit ist es am schlimmsten: In der Kita jagt eine Erkältungswelle die nächste, ständig läuft den Jüngsten die Nase und alle paar Wochen muss der Nachwuchs zu Hause bleiben, weil er kränkelt und fiebert. Wohl alle Eltern wissen, wie hartnäckig Erkältungsviren sein können. Dass Kin- der in den ersten Lebensjahren beson- ders viele Erkältungen – Mediziner sprechen von grippalen Infekten – durchmachen, ist zwar belastend, aber ein Stück weit normal: Immerhin gibt es über 200 Virenarten, die eine Erkältung auslösen können.
Ruhe und Schonung
Und gegen jeden „neuen“ Erreger muss das noch unreife kindliche Immunsys- tem erst spezielle Antikörper bilden. „Im Grundschulalter lässt die Erkältungshäufigkeit normalerweise deutlich nach“, erklärt Dr. Hermann Josef Kahl, niedergelassener Arzt für Kinder- und Jugendmedizin in Düsseldorf und Pressesprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte. Zum Glück ist ein grippaler Infekt für ansonsten gesunde Kinder meist harmlos. „Ruhe und körperliche Schonung unterstützen den Genesungsprozess“, so Kahl. „Deshalb sind erkältete Kinder zu Hause am besten aufgehoben.“ Auf jeden Fall daheimbleiben muss der Sprössling, wenn er Fieber hat, also die Körpertemperatur auf über 38 Grad Celsius steigt.
„Da Fieber das Immunsystem aktiviert und so auch eine therapeutische Wirkung hat, sollte es aber nicht gleich mit Medikamenten gesenkt werden“, rät der Mediziner. „Vorausgesetzt, das Kind ist älter als ein Jahr und neigt nicht zu Fieberkrämpfen, reicht es oft, am Tag ab einer Körpertemperatur von über 39 Grad fiebersenkende Maßnahmen zu ergreifen, zur Nacht hin ab 38,5, spätestens 39 Grad.“ Geeignet für die Jüngsten sind altersgerecht dosierte Fiebersäfte und -zäpfchen mit den Wirkstoffen Paracetamol oder Ibuprofen, die auch erkältungsbedingte Schmerzen wie Hals- und Kopfweh lindern. Geschmacksrichtungen wie Erdbeere, Orange und Co. sorgen da- für, dass Fiebersaft ohne Murren und Weinen geschluckt wird. „Ist das Kind mindestens 24, besser 48 Stunden fieberfrei, darf es wieder in die Kita oder Schule“, sagt Dr. Kahl.
Salz gegen Schnupfen
Während Eltern bei Fieber erst einmal abwarten sollten, können bei anderen Erkältungsbeschwerden gleich sanfte Gegenmaßnahmen ergriffen werden. So etwa bei Schnupfen, der bei 80 Prozent aller grippalen Infekte mit von der Partie ist. Gut verträglich sind Nasentropfen mit Koch- oder Meersalz, die die Schleimhäute befeuchten. „Für etwas ältere Kinder eignen sich auch Kochsalz-Inhalationen mit speziellen Inhalationsgeräten“, erläutert der Kinder- und Jugendarzt. „Über einem Topf mit Wasserdampf sollte allerdings nie inhaliert werden – dabei ist die Verbrühungsgefahr zu groß.“
Ist die Nase so verstopft, dass das Kind durch den Mund atmen muss, können kurzzeitig klassische Nasentropfen oder -sprays in altersentsprechender Dosierung zum Einsatz kommen. Sie verengen die Blutgefäße in der Nasenschleimhaut, sodass diese abschwillt und der kleine Patient wieder durchatmen kann. Zudem befreien sie die möglicherweise verstopften Ausführungsgänge zu den Nasennebenhöhlen von Erkältungssekret, wodurch die Gefahr einer Nasennebenhöhlenentzündung gemindert wird. „Schnupfen führt bei jüngeren Kindern oft dazu, dass die Schleimhäute der Ohrtrompeten, die Nase und Mittelohr miteinander verbinden, anschwellen und das Innenohr nicht mehr richtig belüftet wird. Dann helfen abschwellende Nasentropfen, einer Mittelohrentzündung vorzubeugen“, so Hermann Josef Kahl.
Um die verschleimten Atemwege zu befreien, kommen für ältere Kinder Erkältungsbalsame mit ätherischen Ölen wie Eukalyptus- und Kiefernnadelöl zum Einreiben von Brust und Rücken infrage. Für Babys und Kleinkinder sind ätherische Öle aufgrund möglicher schwerer Nebenwirkungen hingegen tabu. Ihr Apothekenteam weiß, ab welchem Alter welche Erkältungssalben angewendet werden dürfen, und kann Sie kompetent beraten. Was bei einer Erkältung immer guttut: viel trinken! „Ist das Kind älter als ein Jahr, ist Tee mit Honig ein bewährtes Hausmittel“, weiß der Mediziner.
Viel trinken bei Husten
Eine gute Wahl sind Erkältungs- und Hustentees speziell für Kinder, in denen Kräuter wie Anis, Fenchel, Kamille, Lindenblüten und Thymian ih- re Wirkung entfalten. Insbesondere bei Husten ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wichtig, um zähes Erkältungssekret zu lösen. „Vor der Gabe von Hustensaft sollte das Kind allerdings erst vom Kinder- und Jugendarzt unter- sucht werden“, empfiehlt Kahl. „Das ist auch wichtig, um andere Hustenursachen, etwa eine Bronchitis oder Lungenentzündung, auszuschließen.“ Gibt der Arzt grünes Licht, kann Erkältungshusten mit Schleimbildung mit kindgerecht dosierten Hustenlösern behandelt werden. Für die Jüngsten gibt es pflanzliche Medikamente, zum Beispiel mit Efeublätter-Extrakten, Primelwurzel und Thymian sowie synthetische Wirkstoffe wie Ambroxol und Acetylcystein.
Kräuter für den Hals
Natürliche Helfer bei Hustenreiz und Halsschmerzen sind Halspastillen oder Lutschbonbons mit Kräutern wie Salbei oder Isländisch Moos, die für etwas äl- tere Kinder infrage kommen.
Normalerweise ist eine einfache Erkältung innerhalb einer Woche wieder vorbei. „Halten die Beschwerden länger an oder sind sie besonders stark, ist ein Arztbesuch unumgänglich“, sagt Dr. Kahl. „In jedem Fall in die Praxis des Kinder- und Jugendarztes gehören erkältete Babys mit Fieber ab 38 Grad und Kleinkinder, wenn sie hoch fiebern.“
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