von Dr. Bettina Hellwig
Ob Leukozyten, Kreatinin oder Triglyzeride – lesen Sie, was uns die Blutwerte über unsere Gesundheit verraten. Manchmal reicht schon ein einzelner Blutstropfen, um abzuschätzen, ob ein gesundheitliches Risiko besteht. Zum Beispiel für die Blutzuckermessung bei Verdacht auf Diabetes. Doch für eine allgemeine Vorsorgeuntersuchung oder bei bestimmten gesundheitlichen Beschwerden wird der Arzt etwas mehr Blut entnehmen, um verschiedene Blutwerte bestimmen zu lassen. So kann er sehen, ob Leber und Nieren in Ordnung sind, wie es um den Fettstoffwechsel bestellt ist und er kann, einen drohenden Herzinfarkt, bestimmte Krebsarten und viele andere Erkrankungen erkennen.
Dickes Blut
Je nach Geschlecht besteht etwa die Hälfte eines Bluttropfens (37 bis 52 Prozent) aus Blutzellen. Sie schwimmen im Plasma, einer salz- und eiweißhaltigen Flüssigkeit. Der Anteil aller Blutzellen wird als Hämatokrit bezeichnet.
Er wird in Prozent angegeben. Je höher der Wert, umso zähflüssiger das Blut. Die Gefahr von Thrombosen steigt. Auch die Geschwindigkeit, mit der die roten Blutkörperchen in einem Probengefäß zu Boden sinken, die sogenannte Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit (BSG oder Blutsenkung) sagt etwas über Risiken aus. Geschieht dies rasch, können Entzündungen, Rheuma oder Krebserkrankungen dahinterstecken. Bei Erkrankungen der Leber kann das Absinken verlangsamt sein.
Zuwenig Eisen
Beim sogenannten kleinen Blutbild wird unter anderem die Menge der roten (Erythrozyten) und weißen Blutkörperchen (Leukozyten) erfasst. Der Anteil der Erythrozyten ist am größten. Ein Mikroliter Blut, ein winziger Tropfen, enthält vier bis sechs Millionen davon. Sie bestehen zum großen Teil aus Hämoglobin, das für den Transport des lebensnotwendigen Sauerstoffs sorgt. Die rote Farbe stammt vom eingebauten Eisen. Ist die Zahl der Erythrozyten niedrig, kann das Blut nicht ausreichend Sauerstoff transportieren, und man ermüdet schnell. Der Arzt spricht von Blutarmut oder Anämie. Sichtbar wird dies auch an der blassen Hautfarbe. Eine Anämie entsteht durch Blutverluste, beispielsweise durch die Menstruation oder versteckte Blutungen im Magen-Darm-Trakt. Daneben können Entzündungen, Infekte oder Verdauungsstörungen (Malabsorptionssyndrom) zu einem Mangel an Eisen und damit an Erythrozyten führen. Bei zu niedrigen Eisenwerten wird der Arzt Eisentabletten verschreiben, um die Speicher wieder aufzufüllen. Eine krankhafte Vermehrung der Erythrozyten ist seltener. Sie kommt beispielsweise bei Nierenerkrankungen vor.
Schlummernde Infektionen
Weiße Blutkörperchen, die Leukoyzten, patroullieren in Mengen zwischen 4.000 bis 10.000 in einem Mikroliter Blut. Sie bekämpfen Krankheitserreger und Fremdstoffe und dienen damit der Immunabwehr. Bei bakteriellen Infektionen oder Entzündungen vermehren sie sich, ebenso bei körperlicher Belastung, Stress und Rauchen. Bei einer Leukämie sind sie dagegen über längere Zeit stark erhöht. Bei einem großen Blutbild (Differenzialblutbild) werden auch die Anteile der verschiedenen Typen von Leukozyten ermittelt. So lassen sich genauere Aussagen über die Art einer Erkrankung treffen. Virusinfektionen, einige Krebserkrankungen und Erkrankungen des Knochenmarks sowie manche Arzneimittel können dagegen bewirken, dass die Leukozytenzahl abnimmt. Ist sie zu niedrig, wird die Immunabwehr geschwächt, und Infektionen haben leichtes Spiel.
Hepatitis und Gicht
Die Messung der Enzyme GPT/ALT, GOT/AST und Gamma-GT (GGT) lässt Rückschlüsse auf die Gesundheit der Leber zu. Bei Schäden der Zellen durch eine akute Leberentzündung (Hepatitis), Arzneimittel- oder Alkoholmissbrauch, aber auch andere schädliche Substanzen, zum Beispiel Pilzgifte sowie bei Leberkrebs erhöht sich ihre Konzentration im Blut. Störungen der Nieren zeigen sich wiederum in einem erhöhten Kreatinin-Wert Auch die Konzentration von Harnsäure erhöht sich bei Nierenschäden, außerdem durch Alkoholkonsum und bei der Stoffwechselerkrankung Gicht.
Diabetes im Blick
Ist der Stoffwechsel in Ordnung, liegt der Nüchtern-Blutzuckerwert idealerweise zwischen 70 und 100 Milligramm pro Deziliter (mg/dl). Werte von über 125 mg/dl sind ein Anzeichen für einen Diabetes, die Zuckerkrankheit. Bei Diabetikern wird außerdem regelmäßig der HbA1c-Wert bestimmt. Er wird auch als Langzeit-Blutzucker oder Blutzucker-Gedächtnis bezeichnet und zeigt, wie gut der Blutzucker in den vergangenen Wochen eingestellt war.
Herzinfarkt und Schlaganfall
Zu hohe Blutfettwerte erhöhen das Risiko für Arteriosklerose und deren Folgen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Für gesunde Menschen gilt nach Angaben der Deutschen Herzstiftung ein Wert für Gesamtcholesterin um 200 mg/dl und für LDL um 115 mg/dl als wünschenswert. Menschen mit Risikofaktoren wie Übergewicht und Bluthochdruck, Diabetiker oder Personen mit einer Herzerkrankung sollten niedrigere Werte anstreben Auch andere Blutfette beeinflussen das Arterioskleroserisiko. Die Triglyceride sind neben dem schädlichen LDL-Cholesterin der zweite wichtige Fettstoff im Blut. Sie sollten unter 150 mg/dl liegen. Störungen des Fettstoffwechsels bessern sich oft nach einer Gewichtsreduktion. Reicht dies nicht aus, ist auch eine medikamentöse Senkung möglich.
Weitere Werte
Mit einer Blutuntersuchung lassen sich viele weitere Gesundheitsstörungen aufspüren. So zeigen die Hormone TSH, T3 und T4, ob Ihre Schilddrüse gesund ist. Bei Verdacht auf Rheuma wird der Rheumafaktor gemessen. Unbemerkte Entzündungen, beispielsweise bei chronischer Entzündung einer Zahnwurzel, zeigen sich durch erhöhte Mengen des C-reaktiven-Proteins (CRP). Hinweise auf die Gesundheit der Prostata liefert der PSA-Wert (prostataspezifisches Antigen). Zum Nachweis eines Herzinfarkts untersucht man Troponin und Creatinkinase. Außerdem gibt es sogenannte Tumormarker, mit denen Krebserkrankungen erkannt werden. So misst man bei einem Verdacht auf Darmkrebs das Carcino-embryonale Antigen (CEA). Die Blutwerte können darauf hindeuten, dass im Körper etwas nicht stimmt. Was genau die Blutwerte verändert hat und ob wirklich Krebs vorliegt, müssen weitere Untersuchungen herausfinden.
Die wichtigsten Blutwerte im Überblick
Hämatokrit: Männer: 40-52 Prozent; Frauen: 37-48 Prozent
Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit (BSG, Blutsenkung): Männer unter 50 Jahre: 3–10 Millimeter pro Stunde (mm/h), über 50 Jahre: 3-20 mm/h; Frauen unter 50 Jahre: 6-20 mm/h, über 50 Jahre: 6 -30 mm/h
Erythrozyten: Männer: 4,3 bis 5,7 Millionen und Frauen: 3,9 bis 5,3 Millionen pro Mikroliter Blut Hämoglobin: Männer: 13,5 bis 17 Gramm pro Deziliter Blut (g/dl); Frauen: 12 bis 16 g/dl
Eisen: Männer: 50-160 Mikrogramm pro Deziliter Blut (µg/dl); Frauen: 50-150 µg/dl
Thrombozyten: Männer und Frauen: 140.000-345.000 pro Mikroliter Blut
Leukozyten: Männer und Frauen: 3.800-10.500 pro Mikroliter Blut Angegeben sind jeweils die Normwerte.
Leberwerte
GPT/ALT: Männer: maximal 23 Einheiten (Units) pro Liter (U/l); Frauen: max. 19 U/l
GOTS/AST: Männer: max. 19 U/l, Frauen: max. 15 U/l
GGT: Männer: 6-28 U/l; Frauen: 4-18 U/l
Nierenfunktion
Kreatinin: Männer: 0,5-1,1 Milligramm pro Deziliter (mg/dl); Frauen: 0,5-0,9 mg/dl
Harnsäure: Männer: 3,6-8,2 Milligramm mg/dl; Frauen: 2,3-6,1 mg/dl
Abweichungen sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen.
Quelle: Berufsverband Deutscher Internisten e.V. (www.internisten-im-netz.de)
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