Es scheint kein Entkommen mehr zu geben: „Ausgebrannt“, „Generation Burnout“ oder „Wege aus der Burnout-Falle“ titelten Focus, Spiegel und Co. gleich mehrfach in den vergangenen Monaten. Skispringer Sven Hannawald, Fußball-Trainer Ralf Rangnick oder Bestseller-Autor Frank Schätzing offenbarten sich öffentlichkeitswirksam als Burnout-Patienten. Doch auch wenn es den Anschein eines Modethemas erweckt: „Burnout“ ist mehr als eine Schlagzeile.
Betroffene berichten von großem Stress, von einem Gefühl der Müdigkeit und Überforderung, von Schlaf- und Konzentrationsstörungen, später auch von unbestimmten Schmerzen und extremen Stimmungsschwankungen. Am Ende steht der Nullpunkt, der Zustand totaler emotionaler Erschöpfung. Bereits mehr als 160 Beschwerden haben Mediziner in über 1000 Fachpublikationen als Symptome eines Burnouts beschrieben. Eine verbindliche Definition ist dabei noch nicht herausgekommen.
Unter Experten setzt sich darum aktuell eine Erkenntnis durch: Burnout sei gar keine eigene Krankheit, sagt zum Beispiel die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde. Burnout im Anfangsstadium wertet sie als Risikozustand, die fortgeschrittenen Symptome als eine schwere Depression. „Burnout“ wäre damit ein „netterer“ Name für diese immer noch stigmatisierte und mit vielen Vorurteilen beladene Krankheit. Eine Bezeichnung, die es Betroffenen einerseits leichter macht, sich dazu zu bekennen, andererseits aber bei Diagnose und Behandlung auch gefährlich in die Irre führen kann.
Wie man es nun auch nennen mag, das Problem Stress ist real. Techniker-Krankenkasse, FAZ-Institut und Forsa packen dazu Zahlen auf den Tisch: Laut deren Studie empfinden 80 Prozent der Deutschen ihr Leben als stressig, bei jedem Dritten ist das schon Dauerzustand, jeder Fünfte spürt die Folgen bereits gesundheitlich. Stress macht demnach vor keiner Altersgruppe oder Bevölkerungsschicht Halt, er ist allgegenwärtig, am Arbeitsplatz, in der Schule, beim Studium, sogar in der Familie.
Doch wie soll man dem Hamsterrad aus Hektik, Termindruck, hohem Arbeitspensum und dem Zwang zu ständiger Erreichbarkeit entkommen? Vorbeugend hilft sicherlich die Rückbesinnung auf fast schon vergessene Lebensregeln: viel Bewegung an der frischen Luft und bei Tageslicht, abends früher ins Bett gehen, mal wieder Fahrradfahren statt ins Auto zu steigen, den Kontakt zu Freunden pflegen oder sich einfach mal einen Tag auf der faulen Haut gönnen, nur für sich. Wenn die Krankheit allerdings schon fortgeschritten ist, dann ist unbedingt ärztliche Hilfe nötig. Bei einer ausgewachsenen Depression ist es mit einer Auszeit und Entspannung nicht mehr getan.
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