Es ist Winter. Und da bin ich doch am vergangenen Wochenende, wie viele andere auch, wieder einmal dem Nationalsport der Norddeutschen nachgegangen und habe mich mit guten Freunden und einem Bollerwagen auf eine Kohltour begeben. Nach mehrstündigem Marsch durch Kälte und Schneetreiben, verbunden mit zünftigem Bosseln, kam es dann, das lang herbeigesehnte Kohlessen mit Pinkel und Kassler. Am Sonntag, ich konnte meinen Bauch kaum richtig bewegen, war es dann da, das schlechte Gewissen. Wie war das denn gleich noch mal mit dem Cholesterin und dem fetten Essen.
Cholesterin ist ein für den menschlichen Organismus lebenswichtiges Lipid. Der Name Cholesterin ist zusammengesetzt aus den Wort Chol, lateinisch für Galle und dem Griff Sterin, der ein bestimmtes chemisches Grundgerüst bezeichnet, das in der Natur häufig vorkommt. Cholesterin ist ein wichtiger Bestandteil der Zellmembran und dient unserem Körper als Grundstoff für bestimmte Hormone, die so genannten Steroidhormone (das körpereigene Kortison Cortisol und die Geschlechtshormone Oestrogen und Testosteron) und für Gallensäuren, die wiederum der Fettverdauung dienen.
Beim Menschen wird, wie bei allen Säugetieren, der Großteil des Cholesterins im Körper selber hergestellt, nur ein geringer Anteil, ca. 10%, wird über die Nahrung aufgenommen. Da Cholesterin nicht wasserlöslich ist, wird es In unserem Körper meist als Lipoprotein gebunden transportiert. Diese Lipoproteine können durch bestimmte physikalische Methoden anhand ihrer Dichte (engl. Density) aufgetrennt werden. Man findet dabei Fraktion mit hoher (high – HDL), niedriger (low – LDL) und sehr niedriger (very low – VLDL) Dichte, die für unseren Körper hinsichtlich ihrer krankmachenden Wirkung eine unterschiedliche Bedeutung haben.
Während HDL dem Transport von Cholesterin von den peripheren Geweben zur Leber dient, ist dies beim LDL umgekehrt. Daraus kann man ableiten, dass bei einem hohen Verhältnis zwischen HDL- und LDL-Wert vermehrt Cholesterin zur Leber transportiert und dort verstoffwechselt wird. Diese steht dann nicht mehr zur Bildung von cholesterinhaltigen Ablagerungen in den Gefäßen, so genannten arteriosklerotischen Plaques zur Verfügung, die überwiegend aus oxidiertem LDL-Cholesterin bestehen. Häufig wird HDL daher als „gutes“ Cholesterin bezeichnet, während LDL das „böse“ ist. Begünstigt wird die Bildung von Plaques außerdem durch ein geschädigtes Gefäßendothel. Diese sehr glatte Innenschicht der Gefäße wird mit zunehmendem Alter oder bei hohem Blutdruck rissiger, so dass es schneller zu Ablagerungen kommt. Weitere Risikofaktoren sind Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel. Frauen haben durch den hormonellen Einfluss ebenfalls ein erhöhtes Risiko, welches bei der Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln (der „Pille“) noch weiter steigt.
Plaques stellen ein hohes Risiko für das Erleiden einer arteriellen Verschlusskrankheit, wie Schlaganfall oder Herzinfarkt dar.
Wie kann ich aber jetzt mein Risiko verringern, eine solche Krankheit zu erleiden?
Sollte bei einer Kontrolluntersuchung festgestellt worden sein, dass der Wert des LDL-Cholesterins größer als 160mg pro 100ml (dl) oder der HDL niedriger als 40mg/dl sein, ist eine regelmäßige Kontrolle des Cholesterinspiegels quasi Pflicht. Diese Untersuchung, durchgeführt mit einem kleinen Blutstropfen aus der Fingerbeere, wird auch in vielen Apotheken durchgeführt. Hierbei ist wichtig, dass nicht das Gesamtcholesterin, sondern die Einzelwerte bestimmt werden.
Besteht eine familiäre Häufung hinsichtlich eines erhöhten Cholesterinspiegels oder einer Verschlusskrankheit und haben Sie zusätzliche Risikofaktoren, wie Übergewicht oder Tabakkonsum, sollte auf jeden Fall der Lebenswandel geändert werden. Hierzu gehört eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten mit einem geringeren Anteil an tierischen und einem höheren Anteil an pflanzlichen Fetten, mehr Bewegung und Verzicht auf Alkohol. Als besonders günstig hat sich die Zufuhr von langkettigen Omega-3-Fettsäuren über hochwertige Fischöle erwiesen (siehe Dr. Liebke: „Keinen Fisch zu essen, gefährdet Ihre Gesundheit).
Sollte der Cholesterinspiegel trotz aller diätetischen Maßnahmen dauerhaft über den empfohlenen Werten bleiben, kommt man an einer medikamentösen Therapie kaum vorbei. Es wird hierbei in den körpereigenen, meist entgleisten Cholesterinstoffwechsel eingegriffen und dieser in normale Bahnen gelenkt.
Nach all diesen Fakten habe ich mir jetzt fest vorgenommen im kommenden Sommer mehr Fisch zu essen und mich mehr zu bewegen, dann kann ich mir auch im nächsten Jahr wieder eine Kohlfahrt leisten, ohne schlechtes Gewissen.
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